Sozioökonomische Ungleichheiten bei der Sportausübung nach Sportart und im Zeitverlauf - eine wiederholte Querschnittsstudie
Viviane Richard, Giovanni Piumatti, Nick Pullen, Elsa Lorthe, Idris Guessous, Nicola Cantoreggi, Silvia Stringhini.
Socioeconomic inequalities in sport participation: pattern per sport and time trends - a repeated cross-sectional study.BMC Public Health 2023 Apr 28; 23(1):785, doi: 10.1186/s12889-023-15650-7
Zusammenfassung
Hintergrund: Sportliche Betätigung ist ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebensstils, der vor allem bei privilegierten Menschen verbreitet ist. Allerdings haben nur wenige Studien den Zusammenhang zwischen soziodemografischen Bedingungen und Sporttreiben nach Art der Aktivität untersucht. Ziel dieser Studie ist es, die sozioökonomischen Ungleichheiten bei der Sportausübung nach Sportart zu quantifizieren und ihre Entwicklung über 15 Jahre zu analysieren.
Methoden: Wir verwendeten Daten, die von 2005 bis 2019 im Rahmen der Studie Bus Santé, einer jährlichen Querschnittserhebung auf der Grundlage der erwachsenen Bevölkerung des Kantons Genf, erhoben wurden. Sportliche Betätigung wurde definiert als die Angabe von mindestens einer sportlichen Aktivität in der vorangegangenen Woche; Bildungsniveau, Haushaltseinkommen und Berufskategorie wurden als Indikatoren für den sozioökonomischen Status der teilnehmenden Personen verwendet. Die sozioökonomischen Ungleichheiten bei der Sportausübung und ihre Veränderung im Zeitverlauf wurden mithilfe des relativen und absoluten Ungleichheitsindex (RII/SII) untersucht.
Ergebnisse: Von 7769 teilnehmenden Personen (50,8 % Frauen, Durchschnittsalter 46 Jahre) gaben 60 % an, Sport zu treiben. Je höher die sozioökonomischen Ressourcen, desto mehr Sport wurde betrieben; Sport wurde 1,78-mal (RII = 1,78; 95 %-Konfidenzintervall (KI): 1,64-1,92) häufiger von teilnehmenden Personen mit hohem Bildungsniveau betrieben als von Personen mit geringerer Bildung/Diplom/Ausbildung, was einem Unterschied von 33 Prozentpunkten entspricht (SII = 0,33; 95 %-KI: 0,29-0,37). Die relativen Ungleichheiten variierten je nach Sportart, z. B. 0,68 (95 %-KI: 0,44-1,07) für Fußball und 4,25 (95 %-KI: 2,68-6,75) für Tennis/Badminton in Abhängigkeit von der Bildung. Die jährlichen absoluten Ungleichheiten in Bezug auf die Sportausübung nahmen zwischen 2005 und 2019 in Abhängigkeit vom Haushaltseinkommen tendenziell zu, insbesondere bei Frauen und älteren Menschen.
Schlussfolgerung: Wir haben im Kanton Genf starke sozioökonomische Ungleichheiten in Bezug auf die Sportausübung beobachtet, deren Ausmaß je nach Sportart variiert. Diese Ungleichheiten scheinen im Zeitraum 2005-2019 zugenommen zu haben. Unsere Ergebnisse sprechen für angepasste Maßnahmen und gezielte Strategien zur Förderung des Sports bei sozioökonomisch weniger begünstigten Bevölkerungsgruppen.
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